Das Berchtesgadener Tal im Herzen von Europa, im äußersten Südosten von
Bayern und im südlichen Drittel des Landkreises Berchtesgadener
Land ist
die Heimat für etwa 24 000 Menschen und eines der herausragendsten
Urlaubsziele weltweit. Eingefasst wird dieser Talkessel am Nordrand der Ostalpen
von den fast kreisförmig angeordneten Gebirgsstöcken der Berchtesgadener
Alpen.
Politische Struktur
Der
Begriff „Berchtesgadener Tal“ ist im offiziellen Sprachgebrauch kaum zu
finden. Er beschreibt den südlichen Teil des Landkreises
Berchtesgadener Land. Häufig wird deshalb auch vom „Südlichen
Landkreis“ gesprochen. Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Innerer
Landkreis“ geht darauf zurück, das der Talkessel einst den Distrikt
Berchtesgaden bildete und später dann unter Einbeziehung der Stadt Bad
Reichenhall den Landkreis Berchtesgaden. Im Zuge der Gebietsreform
von 1972 bis 1976 wurde dann der heutige Landkreis Berchtesgadener Land
unter Einbeziehung weiterer im Norden anschließender Gemeinden gebildet.
Die Gebietsreform brachte auch eine Neuordnung der Gemeinden mit
sich. Seither besteht das Berchtesgadener Tal aus den fünf
Gemeinden Markt
Berchtesgaden, Bischofswiesen,
Markt
Marktschellenberg, Ramsau
und Schönau
am Königssee und ein paar gemeindefreien Gebieten. Zusammengenommen
umfassen sie eine Fläche von etwa 35 000 Hektar.
Im
Norden grenzen die beiden Landkreisgemeinden Bayerisch Gmain und Schneizlreuth
an das Berchtesgadener Land an. Auf den anderen drei Seiten wird es vom
österreichischen Bundesland Salzburger Land umfasst. Die Staatsgrenze
folgt dabei in etwa der Wasserscheide auf den das Berchtesgadener Tal
umgebenden Bergen.
Seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen
Union und dem Greifen des Schengener Abkommens mit dem Abbau
stationärer Grenzkontrollen spielt die Staatsgrenze im Alltag keine wesentliche
Rolle mehr und wird hauptsächlich nur noch wegen der unterschiedlichen
Spritpreise wahrgenommen. Der grenzüberschreitende Verbund EuRegio
Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein trägt zudem zu einer
verbesserten Kooperation auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet bei.
Geschichtliche und
wirtschaftliche Entwicklung
Geprägt ist das Berchtesgadener Tal durch eine sehr wechselvolle
Geschichte. Sie begann am Anfang des 12. Jahrhunderts mit der Gründung
eines Augustiner-Klosters, das nur mit Mönchen aus Familien der adligen
Oberschicht besetzt wurde. Der dem Kloster jeweils vorstehende Probst war
gleichzeitig Herrscher über den gesamten Talkessel. Schon bald stieg das kleine
Ländchen zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum
auf mit Sitz und Stimme im Heiligen Römischen Reich. Erst die Säkularisation
beendete diese Jahrhunderte währende Eigenständigkeit und nach einigem Hin und
Her erfolgte im Jahre 1810 der Anschluss
an das Königreich Bayern.
Hauptwirtschaftszweige des Fürstentums waren bis dahin der Salzhandel,
ein vor allem auch dafür dringend benötigtes Holzhandwerk
und natürlich die Landwirtschaft.
Die durch viele Hofteilungen immer kleiner werdenden Bauernhöfe reichten
schließlich allein nicht mehr als Einnahmequelle aus. Die Bauern produzierten
daher im Nebenerwerb Gebrauchsgegenstände und Zier- und Spielwaren aus Holz.
Die Berchtesgadener
War fand Abnehmer in ganz Europa.
Hinausgetragen und verbreitet wurde das Holzhandwerk schließlich auch von
vielen vertriebenen Protestanten. Die Reformbewegung Martin Luthers hatte
zum Leidwesen des katholischen Klosters auch im Fürstentum Berchtesgaden
Einzug gehalten. Mit der Vertreibung
der „Irrgläubigen“ im Jahre 1733 verlor Berchtesgaden etwa ein
Zehntel seiner Bevölkerung.
Nach dem Anschluss an Bayern entdeckten die bayerischen Könige das Berchtesgadener
Tal für sich. Sie funktionierten das ehemalige Kloster in ein Schloss
um und frönten von hier aus ihrem beliebtesten Hobby, der Jagd. Im Gefolge der
Könige sorgten Naturwissenschaftler, Gelehrte, Maler und Dichter für einen
steigenden Bekanntheitsgrad und mit der Anbindung Berchtesgadens an das
bayerische Eisenbahnnetz im Jahre 1888 öffnete sich das Berchtesgadener Tal
dem Massentourismus.
Auch Adolf
Hitler blieb die Schönheit dieser Gebirgsregion nicht verborgen und so
wählte er sie zu seiner zweiten Heimat. Von der Reichskanzlei in der Stanggaß
und vom Führersperrgebiet am Obersalzberg aus betrieb er seine
schreckliche Weltpolitik.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte das Berchtesgadener
Tal weiter auf den Tourismus als sprudelnde Einnahmequelle bauen. Die dafür
sicherlich notwendigen Erschließungsmaßnahmen hielten sich einigermaßen in
Grenzen, so dass die Landschaft als Hauptkapital nicht so sehr wie anderswo in
Mitleidenschaft gezogen wurde.
Gegen Ende des Jahres 2006 wurde im Berchtesgadener Tal
die Test-
und Entwicklungsumgebung Gate für das europäische
Satellitennavigationssystem Galileo installiert. Es bleibt zu hoffen, das
sich im Sog dieser Entwicklung viele Unternehmen aus dieser Branche hier
ansiedeln werden und der Talkessel als High-Tech-Standort ein weiteres Kapitel
aufschlagen kann.
Ausflugsziele
Das Kennzeichen des Berchtesgadener Tals ist die herrliche
Gebirgslandschaft. Die höchsten Gipfel überragen die Talsohle um über
2 000 Meter. Der Watzmann
ist nach dem Wettersteingebirge mit der Zugspitze der
zweithöchste Gebirgsstock Deutschlands und jedem
ernsthaften Alpinisten ein Begriff. Wer die höchsten Gipfel dieses
Gebirgsstocks erklimmen will, der muss
den gesamten Höhenunterschied aus eigener Kraft überwinden. Aufstiegshilfen
stehen hier nicht zur Verfügung. Schon der Normalanstieg über das Watzmannhaus
ist geübten Bergsteigern vorbehalten. Berüchtigt ist der langwierige Aufstieg
über die mächtige Watzmann-Ostwand, die höchste Felswand der Ostalpen.
Leichter erreichbar ist das etwa 1 600 Meter hohe Roßfeld
am östlichen Rand des Berchtesgadener Tals. Die breite, mautpflichtige
Roßfeldhöhenringstraße
ermöglicht die Auffahrt mit dem eigenen Pkw. Vor allem Motorradfahrer
wissen
die kurvige Auffahrt auf der verkehrsarmen Panoramastraße zu schätzen.
Die Roßfeldhöhenringstraße ist genauso ein Vermächtnis des Nazi-Regimes,
wie das durch die Kehlsteinstraße
erschlossene Kehlsteinhaus
knapp unterhalb des über 1 800 Meter hohen Kehlsteins.
Die Auffahrt erfolgt zunächst mit Spezialbussen, die letzten Höhenmeter werden
dann mit einem in den Berg getriebenen Aufzug
überwunden.
Bequem zu erreichen ist auch der Jenner
mit Hilfe der Jennerbahn.
Im Sommer erschließt sie ein herrliches Bergwandergebiet, im Winter ein
beliebtes Skigebiet.
Zahlreiche Möglichkeiten für Tiefschneeabfahrten abseits der bestens
präparierten Pisten und das Fehlen langer und flacher Querverbindungswege machen dieses
Skigebiet vor allem auch für Snowboarder interessant.
Roßfeld, Kehlstein und Jenner bieten prächtige
Aussichten ins tief unten liegende Berchtesgadener Tal und
hinüber auf die beeindruckenden Kalkmassive der Berchtesgadener Alpen.
Die unbestrittene Nummer eins unter den Ausflugszielen ist aber in jedem Fall
der lang gestreckte, fjordartige Königssee
zu Füßen des Watzmanns. Ganzjährig verkehrende Elektroboote bringen
die Besucher hinüber zur märchenhaft unterhalb der Watzmann-Ostwand
gelegenen Halbinsel St. Bartholomä.
Der Blick vom Boot über die gleichnamige Wallfahrtskirche hinweg auf die
mächtige Felswand ist eines der berühmtesten Fotomotive in Deutschland.
Die Fahrt geht noch weiter zur Saletalm am Südende des Sees. Nach
kurzer Wanderung ist von dort auch noch der von steilen Felswänden eingerahmte
Obersee
zu erreichen. Der Blick über den still liegenden See raubt dem Besucher förmlich den Atem.
Wahrlich zauberhaft ist auch der Hintersee
am hinteren Ende des Ramsauer Tals. Baumbestandene Felsen am flachen
Nordufer geben dem See seinen einzigartigen Charakter. Beliebt ist die Umrundung
dieser Felsen mit dem Ruder- oder Tretboot.
Neben den genannten Ausflugszielen warten noch viele weitere Attraktionen
auf den Besucher. Selbst langjährige Gäste können die vielen Möglichkeiten
nicht zur Gänze ausschöpfen.
Mehr als die Hälfte des Berchtesgadener Tals liegt außerhalb der
besiedelten Gebiete in der besonders
geschützten Kernzone des Nationalparks
Berchtesgaden. Er trägt maßgeblich dazu bei, dass dieser herrliche Talkessel und die
ihn umgebenden Berge vor Übererschließung bewahrt werden.
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